Valentin Suter

Bauleiter, TGS Bauökonomen AG, Luzern

21. Juni 2021

Herr Suter, Sie haben als Bauleiter das neue Recyclingcenter des Gemeindeverbands REAL in Emmenbrücke geplant. Was waren für Sie die besonderen Herausforderungen bei diesem Bauprojekt?

Das Recyclingcenter besteht aus zwei Gebäudekörpern, die ganz unterschiedliche Anforderungen stellten: Zum einen das Bürogebäude mit Minergie-A-Eco-Standard, zum anderen die grosse, hohe und stützenfreie Industriehalle aus Stahl und Holz. Ausserdem galt es, den ästhetischen Ansprüchen der Architekten gerecht zu werden. Gleichzeitig standen für die Bauherrschaft natürlich funktionelle und pragmatische Aspekte im Vordergrund, da das Recyclingcenter rege von der Öffentlichkeit benutzt wird. Die Grösse der Halle, die Statik, die architektonische Ästhetik, die Funktionalität, die ökologische Umsetzung – all das unter einen Hut zu bringen, das war eine grosse Herausforderung.

 

Bleiben wir bei der Ästhetik. Die Rolltore von Wolfisberg prägen die Fassade. War von Anfang klar, dass man auf diese Art von Industrietoren setzt?

Ja, das haben Huber Waser Mühlebach Architekten bereits in ihrem eingereichten Wettbewerbsprojekt vorgegeben. Die Aluminium-Rolltore bilden praktisch die Fassade: Sie sind mit den schlanken, filigranen konischen Stützen das charakteristische architektonische Element des Gebäudes. Auch in ihrer Funktion sind die Rolltore mit elektrischem Antrieb für die 14 m hohe Halle optimal.

 

Warum fiel die Wahl auf die Rolltore von Wolfisberg?

REAL ist ein Zusammenschluss aus 14 Gemeinden und damit ein öffentlicher Bauherr. Das heisst, es gab eine öffentliche Ausschreibung für das Bauprojekt. Das Angebot der Wolfisberg Tor-Technik AG erzielte den höchsten Nutzwert in Bezug auf Qualität, Termin und Preis. Die Referenzen zeugten von Erfahrung mit grossen Hallen, technischem Know-how und bester Schweizer Qualität. Und auch davon, dass das Unternehmen fähig ist, ein Projekt in dieser Grösse mit so komplexen Toren zu realisieren.

 

Es waren also keine Standardtore gefragt, sondern Torlösungen, die exakt auf die Ansprüche des Projekts abgestimmt waren?

Absolut. Das war beim Recyclingcenter wichtig, da die Tore massiv von einer Standardlösung abweichen. Es war ein Partner gefragt, der eine eigene Planungs- und Entwicklungsabteilung hat. Wolfisberg war für diese Aufgabe prädestiniert, denn sie konnten flexibel auf die Bedürfnisse der Bauherrschaft eingehen und individuelle Torlösungen auf Mass konstruieren. Wir kannten Wolfisberg bereits von einer früheren Zusammenarbeit: Damals ging es um Brandschutztore für den Neubau der Hochschule Design und Kunst in der Viscosistadt in Emmen. Es war zwar ein kleinerer Auftrag, der aber zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt wurde. Darum freuten wir uns auf die erneute Zusammenarbeit.

22 Rolltore mit je 10 Meter Breite und 8 Meter Höhe – diese Fläche war sicher auch eine technische Herausforderung?

Das ist absolute Championsleague. Ein Tor hat eine Fläche von 80 m2, vergleichbar mit einer Dreizimmerwohnung. Das macht gesamthaft eine immense Fläche von rund 1800 m2. Diese Dimension ist schon sehr rar und technisch herausfordernd.

 

Welche technischen Anforderungen müssen die Rolltore erfüllen können?

Die Tore müssen aufgrund ihrer Grösse eine enorme Windlast aushalten. Dafür bräuchte es sehr starke Führungsschienen, damit die Rolltore durch die Einwirkung nicht aus der Verankerung gerissen werden. Um die Durchfahrtsbreite zu gewährleisten und den ästhetischen Anforderungen gerecht zu werden, mussten die an den konischen Metallstützen befestigten Führungsschienen aber möglichst dünn und schmal sein. Zudem mussten diese Schienen millimetergenau in die Leibung montiert werden, damit sie sich nicht verziehen und reibungslos laufen. Nebst den technischen Anforderungen durfte auch die Optik nicht vernachlässigt werden, wie zum Beispiel die scheinbare Kleinigkeit der Ausgestaltung der integrierten Fluchttüre.
 

Bei so viel Komplexität und einer kurzen Bauzeit von 15 Monaten braucht es sicher viel Flexibilität aller am Bau beteiligten Unternehmen?

Es ist wie beim Mannschaftssport: Es kommt auf das gute Zusammenspiel an. Alle müssen Toleranz, Wille und Flexibilität mitbringen. Es braucht von jedem Beteiligten den besonderen Effort und Respekt, aber auch Eigenverantwortung, Mitdenken und die Bereitschaft sich zu engagieren. In diesem Umfeld können, wie beim Recyclingcenter, bisher undenkbare Lösungen entstehen. Als Bauleiter bin ich die Schnittstelle zwischen Bauherren, Architekten und den verschiedenen beteiligten Unternehmern. Das ist eine spannende, aber auch anspruchsvolle Rolle.

 

Die Aluminium-Rolltore bilden praktisch die Fassade: Sie sind mit den schlanken, filigranen konischen Stützen das charakteristische architektonische Element des Gebäudes.

 

Der Bauherr wünschte Funktionalität, die Architekten wollten einen ästhetischen Bau. Wie bringt man diese beiden Anliegen unter einen Hut?

Das ist sicher eine grosse Herausforderung, die sich durch das ganze Projekt zieht. Es ist uns schlussendlich sehr gut gelungen – durch viel Flexibilität und einer tollen Zusammenarbeit. Das Recyclingcenter ist pragmatisch konzipiert und wird gleichzeitig architektonisch seiner exponierten Lage gerecht.

 

Haben Sie Wolfisberg bereits in der Planungsphase miteinbezogen?

Ja, es war eine sehr intensive gemeinsame Planungsphase, auch zusammen mit den involvierten Unternehmern wie etwa der Stahlbaufirma. Das gemeinsame Entwickeln war zwar anstrengend, führte aber zur besten Lösung. Erstaunlicherweise war die Montage der grossen Rolltore zum Schluss eine einfache Kür, obwohl jedes einzelne Tor ein Gewicht von 1.6 Tonnen aufweist.
 

Was haben Sie an der Zusammenarbeit mit Wolfisberg geschätzt?

Man hat richtig gespürt, welche Leidenschaft für Tore in dem Unternehmen vorhanden ist. Wir sassen zu Beginn mit dem Gründer und Mitinhaber Gery Wolfisberg am Tisch und haben intensive und manchmal harte Diskussionen geführt – immer im Sinne der Sache und im respektvollen Miteinander. Alle Mitarbeitenden, mit denen wir zu tun hatten, zeigten eine hohe Identifikation, eine gute Entscheidungskompetenz und einen grossen Enthusiasmus. Die Professionalität und der Unternehmergeist, mit der bei Wolfisberg für die speziellen Anforderungen des Recyclingcenters auf Mass passende Torlösungen entwickelt wurden, zeichnen das Unternehmen aus und uns haben uns begeistert.

Valentin Suter
Valentin Suter

Bauleiter, TGS Bauökonomen, Luzern

www.tgsbauoekonomen.ch