Martin Zumstein

Vorsitzender der REAL Geschäftsleitung

21. Juni 2021

Herr Zumstein, wie eng haben Sie den Bau des neuen Recyclingcenters in Ibach begleitet?

Der Gemeindeverband REAL ist ein KMU-Betrieb. Die grossen Projekte begleite ich mit. Wir sind das Entsorgungs- und Recycling-Unternehmen der Region Luzern. Der Neubau eines modernen Recyclingcenters hat für uns eine wichtige strategische Bedeutung.

 

Welche Kriterien musste der Neubau erfüllen?

Wir haben das Projekt in Form eines Studienwettbewerbs ausgeschrieben. Es galt die prominente Lage direkt an der Autobahn zu berücksichtigen. Das Gebäude sollte architektonisch einen Akzent setzen und unsere Werte verkörpern: aktiver Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie innovative Entsorgungs- und Recyclinglösungen im Bereich Abfall und Abwasser. Es ist ausserdem der Hauptsitz von REAL und gut einsehbar.

 

Entstanden ist eine auffällige Halle aus Holz und Stahl. Waren dabei Recycling und Ökologie auch Themen, die beim Bau berücksichtigt wurden?

Wir haben in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. Wir stehen in der Öffentlichkeit. Ob Private oder Gewerbe, viele Besucherinnen und Besucher kommen täglich zu uns, um ihre Wertstoffe und Abfälle zu entsorgen. Deshalb sollte das Bauwerk nachhaltig sein. Unter anderem wurde das Bürogebäude im Minergie-A-Eco-Standard gebaut. Es kam ausschliesslich Schweizer Holz zum Einsatz, mehrheitlich sogar Luzerner Holz, das teils von den Verbandsgemeinden stammt. Und auf dem Dach erzeugt eine Fotovoltaik-Anlage Strom. Aber nicht nur die gesammelten Abfälle werden hier wiederverwertet, auch die Gebäude bestehen zum Beispiel aus Recyclingbeton und, wo möglich, aus recycelbaren Materialien.

 

Selbst die riesige Holz-Stahl-Konstruktion der Halle ist demontier- und wiederaufbaubar. Mit welchem Ziel?

Wir wollten flexibel bleiben. Wir wissen nicht, wie sich das Recycling der Zukunft entwickelt. Deshalb ist die Halle hoch und stützenfrei. Man kann sie bei Bedarf völlig anders nutzen, demontieren, eine Sortieranlage einbauen, Fahrzeuge einstellen. Falls der Raum eines Tages anders genutzt werden soll, ist die Halle recycelbar, man kann die Elemente alle ab- und anderswo wieder aufbauen. Dieses Maximum an Flexibilität ist zukunftsweisend. Es ist eine Bauweise, die zwar statisch anspruchsvoll ist, aber möglichst viele Optionen offenlässt. Das macht sie zu einer wertschöpfenden Recyclinganlage.
 

Wie wichtig war es Ihnen, mit regionalen Partnerunternehmen zusammenzuarbeiten?

Neben der Nachhaltigkeit war uns Qualität sehr wichtig, da die Bauteile tagtäglich im Einsatz sind. Wir legten Wert darauf, Lieferanten zu haben, die uns anschliessend auch Service und Unterhalt bieten können. Wir wollten die Baumaterialien nach Möglichkeit aus der Region beziehen. Die Langlebigkeit und Verfügbarkeit von Ersatzteilen muss gewährleistet sein. Deshalb haben wir etliche Baufirmen – beispielsweise auch für Holz oder Kies – aus der Zentralschweiz berücksichtigt. Wir haben zudem mit KMUs und Familienbetrieben gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sehr engagiert, gerade wenn es sich um ein Prestigeobjekt und eine gute Referenz wie das Recyclingcenter handelt.

Auch Wolfisberg stammt aus der Region. Ihre Industrietore haben aber sicher auch aus anderen Gründen überzeugt?

Ja, es zeigte sich, dass sie in der Lage waren, diese anspruchsvolle Aufgabe in der kurzen Zeit zu realisieren. 22 grosse, auf Mass gefertigte Rolltore, 10 Meter breit und 8 Meter hoch, samt Motoren zu installieren, da braucht es schon viel Erfahrung und Knowhow sowie personelle Ressourcen, damit die Qualität gewährleistet ist. Das und ein gutes Preisleistungsverhältnis konnte Wolfisberg uns bieten. Anfänglich war der Kontakt sehr eng, denn da ging es um knifflige technische Fragen. Die Tore müssen enorme Windlasten aushalten. Wolfisberg wollte daher die Führungsschienen massiver haben als es die Architekten vorgesehen hatten. Allerdings konnte man nicht zu viel Einfahrtsbreite hergeben. Da gab es Diskussions- und Aushandlungsbedarf.

 

War von Beginn an klar, dass Rolltore am besten geeignet sind für Ihre Ansprüche?

Wir haben auch Sektionaltore geprüft. Aber bei der Materialisierung hatten die Architekten klare Vorstellungen und haben bereits in der Projektphase in ihren Bildern und Zeichnungen die Rolltore so präsentiert. Die Industrierolltore haben sich bewährt, gerade bei grossen Bauten. Und sie sind mit ihren Aluminium-Lamellen ein prägendes Element in der ganzen Architektur.

 

Das Gebäude sollte architektonisch einen Akzent setzen und unsere Werte verkörpern: aktiver Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie innovative Entsorgungs- und Recyclinglösungen im Bereich Abfall und Abwasser.

 

Neben der Ästhetik standen beim Neubau bestimmt die funktionalen Aspekte im Vordergrund?

Die Funktionalität hatte klar oberste Priorität für uns. Wir können heute doppelt so viele Wertstoffe umsetzen wie der frühere Ökihof Emmen, das heisst 6000 Tonnen pro Jahr. An Spitzentagen wie den Samstagen kommen über 500 Leute innerhalb von vier Stunden zu uns. Dafür braucht es gut funktionierende Prozesse und schnelle wie auch vereinfachte Abläufe, sowohl für die Kundschaft wie auch für unsere Mitarbeitenden. Das beginnt schon bei einem ausgeklügelten Verkehrskonzept und einem klaren, pragmatischen Leit- und Zutrittssystem. Das ausladende Vordach aus Holz schützt beim Entladen vor jeder Witterung. Besonders wichtig ist auch die Sicherheit, um Unfälle zu vermeiden.

 

Ist das Recyclingcenter eines der modernsten der Schweiz?

Ja, das kann man sagen. Neben der zeitgemässen Funktionalität überzeugt es hinsichtlich Ökologie und Ästhetik. An die Architektur stellten wir grosse Erwartungen, schliesslich sollte das Gebäude auch städtebaulich ein Meilenstein werden.

 

Nach bald einem Jahr Betrieb: Wie haben sich das Recyclingcenter und im speziellen die Rolltore von Wolfisberg bewährt?

Grundsätzlich sind die Leute begeistert und wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Natürlich gibt es auch immer kritische Stimmen, gerade wenn man einen markanten Bau realisiert. Aber die tolle Umweltbilanz der Bauten ist immer ein gutes Argument. Das Recyclingcenter funktioniert bestens und sieht sehr schön aus. Zwar mussten drei Motoren bei den Rolltoren ersetzt werden, das wurde seitens Wolfisberg aber anstandslos als Garantieleistung erledigt. Eine Unsicherheit war ja die Frage, wie sich die Tore bei grossen Windlasten verhalten. Ihre erste Bewährungsprobe haben die Rolltore bei Windböen auf jeden Fall gut bestanden. 

Martin Zumstein
Martin Zumstein

Vorsitzender der REAL Geschäftsleitung, Emmenbrücke

www.real-luzern.ch